Cyberangriffe gehören zu den häufigsten Ursachen für Projektstörungen in Architektur- und Ingenieurbüros. CAD-Modelle, BIM-Daten, Cloud-Workflows und digitale Freigaben machen Büros leistungsfähig – aber auch verwundbar. Deshalb stellen immer mehr Inhaber:innen die Frage: Was kostet eine Cyberversicherung eigentlich – und reicht der Schutz im Ernstfall aus?
In der Praxis liegen die meisten Policen zwischen 300 und 1.500 € pro Jahr. Doch die Preisspanne ist nur die halbe Wahrheit. Entscheidend ist, wie digital Ihr Büro arbeitet, welche Projekte Sie durchführen und wie professionell Ihre IT-Strukturen organisiert sind. Dieser Artikel zeigt die wichtigsten Kostenfaktoren, strukturiert die Leistungen der Versicherungen und liefert konkrete Beispiele aus der Planungspraxis.
Planungsbüros zahlen realistisch 300–1.500 € pro Jahr, abhängig von Bürogröße, IT-Sicherheit und digitalem Workflow.
Cyberversicherungen beginnen häufig bei 300–500 € jährlich, wenn ein Büro grundlegende IT-Sicherheitsmaßnahmen erfüllt: regelmäßige Updates, funktionierende Backups, Firewall, Multifaktor-Authentifizierung und Awareness-Schulung. Diese Basisanforderungen sind heute Standard – und viele Versicherer gewähren dafür günstigere Prämien.
Definition Prämie: Die monatliche oder der jährliche Preis für den vereinbarten Versicherungsschutz.
Für die meisten Planungsbüros (3–10 Mitarbeitende) liegt der reale Durchschnitt jedoch eher bei 500–1.500 € pro Jahr. Das hängt damit zusammen, dass moderne Büros mit CAD, BIM und mehreren Projektpartnern eine höhere digitale Komplexität aufweisen. Je größer die Abhängigkeit von digitaler Planung, desto relevanter wird eine leistungsfähige Cyberpolice.
Viele Versicherer bieten Tarife zwischen 25 und 125 € pro Monat an. Diese Differenz liegt vor allem an den inkludierten Zusatzleistungen wie Incident-Response-Teams, Krisenkommunikation, juristischer Unterstützung oder erweiterten Wiederherstellungsleistungen.
Praxisbeispiel: Ein Dreipersonenbüro fiel einem Phishing-Angriff zum Opfer. Die Folge: verschlüsselte CAD-Daten, kein Zugriff auf laufende Projekte, drohender Projektstopp. Der Schaden belief sich auf rund 12.000 €. Die Jahrespolice von 500 € übernahm sämtliche Wiederherstellungs- und Forensikkosten. Ohne Versicherung wäre nicht nur der finanzielle Schaden, sondern auch der Projektablauf gefährdet gewesen.
Die Kosten richten sich nach Bürogröße, digitalem Workflow und IT-Sicherheitsniveau.
Versicherer beurteilen Risiko heute weit granularer als noch vor wenigen Jahren. Dazu gehören:
– Bürogröße: Umsatz und Mitarbeitendenzahl
– Anzahl der parallelen Projekte
– Nutzung von CAD, BIM, Cloud-Speichern und Kollaborationsplattformen
– IT-Sicherheitsmaßnahmen (MFA, Patch-Management, Notfallhandbuch)
– gewünschte Deckungssumme
– Schadenhistorie
– branchenspezifische Anforderungen (Generalplanung, Wettbewerbe, TGA)
– Ggf. NIS2-Relevanz bei größeren Planungsunternehmen
– Einhaltung der technischen Maßnahmen gem. DSGVO Art. 32
Ein kleines Architekturbüro, das lokal arbeitet und wenig externe Schnittstellen nutzt, liegt typischerweise in einer niedrigeren Risikoklasse. Ein BIM-Generalplaner, der mit mehreren Fachplanern vernetzt ist und Cloud-basierte Tools einsetzt, wird hingegen deutlich komplexer eingestuft. Die steigende Projektvernetzung ist ein Hauptgrund dafür, dass Versicherer mehr Wert auf dokumentierte Schutzmaßnahmen legen.
Praxisbeispiel: Ein Ingenieurbüro in Süddeutschland konnte durch ein konsequent gepflegtes Patch-Management, ein kompaktes IT-Notfallhandbuch und zertifizierte Backuplösungen seine Prämie um 20 % reduzieren. Versicherer honorieren nachweisbare Prävention – weil sie das reale Risiko messbar senkt.
Versicherer kombinieren verschiedene Parameter zu einer Risikoeinschätzung. Die wichtigsten sind:
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Faktor |
Einfluss |
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Mitarbeitendenzahl |
Je mehr Personen, desto höher das Risiko menschlicher Fehler |
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Umsatz |
Höhere Haftungsrisiken und Datenwerte |
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IT-Sicherheitsniveau |
Gute IT senkt Prämien um bis zu 25 % |
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BIM-/Cloud-Nutzung |
Mehr Schnittstellen = höheres Risiko |
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Deckungssumme |
Starker Preistreiber: +500–1.000 € bei 2 Mio. € |
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Schadenhistorie |
Wiederholte Schäden erhöhen Prämien massiv |
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Selbstbehalt |
In € pro Schadenfall und/oder Wartezeit für Entschädigung bei Betriebsunterbrechung |
Viele Büros unterschätzen insbesondere den Einfluss der Deckungssumme. Ob ein Büro 500.000 € oder 2 Mio. € absichert, kann die Jahresprämie beinahe verdoppeln – allerdings steigt damit auch der Schutz bei großen Koordinationsprojekten.
Kleine Büros benötigen meist 250–500k €, größere und BIM-intensive Büros 1–2 Mio. €.
Die passende Deckungssumme sollte das finanzielle Risiko realistisch abbilden. Das betrifft vor allem Wiederherstellungskosten, Betriebsunterbrechung, Verzögerungen, Fremdforderungen und mögliche Bußgelder.
Definition Deckungssumme: Der maximale Betrag, den der Versicherer pro Schadenfall übernimmt.
Empfohlene Richtwerte:
Je digitaler Ihr Workflow ist, desto höher ist das potenzielle Schadensvolumen. Viele Büros unterschätzen den Aufwand, der allein durch Datenrekonstruktion entsteht.
Praxisbeispiel: Ein ausgefallener Projektserver, auf dem CAD-/BIM-Daten liegen, verursacht in der Praxis 30.000–80.000 € Kosten, selbst wenn Backups existieren. Kommen Fremdforderungen, Bußgelder oder Projektverzögerungen hinzu, erreichen Schäden schnell hohe sechsstellige Summen.
Sie deckt Forensik, Datenrettung, Betriebsunterbrechung und Haftpflicht – nicht aber grobe Fahrlässigkeit.
Cyberversicherungen kombinieren Soforthilfe, Wiederherstellung und finanzielle Absicherung. Typische Leistungen:
– IT-Forensik & digitale Spurensuche
– Datenrettung & Systemwiederherstellung
– Betriebsunterbrechung & Ertragsausfall
– Haftpflicht bei Datenschutzverstößen
– Unterstützung bei DSGVO-Meldungen gem. Art. 33/34
– Krisen-PR & Kommunikationsmanagement
Für Architekturbüros sind insbesondere verschlüsselte CAD-/BIM-Daten oder ausgefallene Projektserver kritische Ereignisse. Eine gute Police sorgt dafür, dass Projekte nicht stillstehen und Daten schnell wiederhergestellt werden können.
Nicht abgedeckt:
– grobe Fahrlässigkeit
– fehlende oder defekte Backups
– bewusst ignorierte Sicherheitsupdates
– veraltete Server oder Systeme
– Verstöße gegen gesetzliche Vorgaben (DSGVO, NIS2)
Praxisbeispiel: Ein Architekturbüro verlor sämtliche Projektdaten, weil Backups seit Monaten nicht kontrolliert wurden. Die Versicherung zahlte nur einen Bruchteil der 50.000 € Wiederherstellungskosten, da grundlegende Pflichten verletzt wurden.
Planungsbüros zahlen zwischen 300 und 1.000 € pro Jahr / 25 und 85 € pro Monat – BIM-lastige Planungsbüros etwas mehr.
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Bürotyp |
Kosten |
Deckung |
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Kleines Büro (3 MA) |
372 €/Jahr / 31 €/Monat |
250.000 € |
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Ingenieurbüro (10 MA) |
720 - 960 €/Jahr / 60–80 €/Monat |
500k–1 Mio. € |
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BIM-Generalplaner |
1.000–1.500 €/Jahr |
1–2 Mio. € |
Digitale Wertschöpfung ist der Haupttreiber für höhere Kosten. BIM-intensive Planung mit hoher Projektkomplexität steht praktisch immer in der höheren Risikoklasse – wird aber oft auch schneller unterstützt, weil Versicherer dort Incident-Response-Prozesse besser standardisieren.
Praxisbeispiel: Ein BIM-Koordinationsbüro konnte durch eine schnelle Incident Response innerhalb weniger Stunden wieder arbeitsfähig werden. Die Police kostete 1.200 € jährlich – ein Bruchteil der potenziellen Ausfallkosten.
Wichtigste Frage: Wie schnell reagiert der Versicherer im Ernstfall?
Cyberversicherungen unterscheiden sich vor allem in der Qualität der Assistance-Leistungen. Dazu gehören:
– Reaktionszeit von Forensik-Experten
– Umfang der Datenrettung
– Sublimits für Wiederherstellung & Betriebsunterbrechung
– Höhe der Selbstbehalte
– Qualität der Krisenkommunikation
– Umfang der Haftpflichtdeckung
Wichtig: Viele Policen enthalten Sublimits, die im Ernstfall zu bösen Überraschungen führen. Ein häufiges Fallbeispiel: Forensik-Sublimit 10.000 €, tatsächlicher Schaden 18.000 € → Differenz trägt das Büro.
Drei entscheidende Vergleichsfragen:
Immer dann wenn digitales Arbeiten geschäftskritisch ist. Denn schon ein einziger Vorfall übersteigt die Jahresprämie um ein Vielfaches.
Typische Schäden liegen bei 10.000–60.000 €, können aber je nach Projektkomplexität und -phase deutlich höher ausfallen. Wiederherstellungsaufwand, Projektverzug und Fremdforderungen summieren sich schnell.
Praxisbeispiel: Ein Ransomware-Angriff legte die gesamte Planung in einem TGA-Büro lahm. Die Versicherung übernahm 46.000 € – inklusive Forensik, Datenrettung, Krisen-PR und Schadensersatz. Die Policenprämie war vergleichsweise gering.
Die beste Police ist die, die innerhalb der ersten 24 Stunden zuverlässig reagiert.
Vier Schritte zur optimalen Absicherung:
Kernaussage: Cyberversicherungen kosten durchschnittlich 500–1.500 € jährlich – Schäden übersteigen diese Kosten in der Realität fast immer deutlich.
Nachdem Sie nun ein Preisgefühl bekommen haben, wünschen Sie sich eine Beratung?
Prämien starten zwischen 300 und 1.500 € jährlich – je nach Größe, IT-Sicherheit und Deckung.
250–500k € für kleine Büros, 1–2 Mio. € für mittlere, große und BIM-intensive Büros.
Forensik, Datenrettung, Betriebsunterbrechung, Haftpflicht nach Datenschutzvorfällen.
Umsatz, Mitarbeitende, IT-Sicherheitsniveau, Cloud-/BIM-Nutzung, Schadenhistorie.
Für die meisten Planungsbüros startet sie bei 25–120 € pro Monat.
Immer dann, wenn digitale Projektdaten geschäftskritisch sind.