Cyberversicherung für Architekt:innen und Ingenieur:innen – digitaler Schutz für reale Risiken

Cyberversicherung für Architekt:innen und Ingenieur:innen

Es beginnt oft mit einem harmlosen Klick. Eine E-Mail von einem vermeintlichen Auftraggeber, ein Anhang, der nach Bauplan aussieht – und plötzlich steht das Büro still. Server verschlüsselt, Daten verloren, Projekte blockiert. In solchen Momenten zeigt sich, wie verletzlich auch die bestorganisierten Planungsbüros in einer digitalisierten Branche geworden sind.

Architekt:innen und Ingenieur:innen arbeiten längst nicht mehr nur mit Stift und Zeichenbrett. CAD-Programme, BIM-Systeme, Cloudlösungen – all das beschleunigt Prozesse, öffnet aber auch Türen für Cyberkriminelle. Genau hier setzt die Cyberversicherung an: Sie schützt Büros vor den finanziellen Folgen eines digitalen Angriffs, wenn Technik, Daten oder Vertrauen auf dem Spiel stehen.

Eine Cyberversicherung ist kein Produkt von der Stange, sondern ein strategischer Sicherheitsbaustein. Sie ergänzt klassische Versicherungen, die bei Datenverlusten, Systemausfällen oder Erpressungsversuchen meist nicht greifen. Und sie kann im Ernstfall den Unterschied machen – zwischen einem finanziellen Totalschaden und einer schnellen Rückkehr in den Arbeitsalltag.

Was ist eine Cyberversicherung?

Eine Cyberversicherung schützt Unternehmen vor den finanziellen Folgen digitaler Angriffe, Datenverlusten und IT-Ausfällen. Für Architekturbüros und Ingenieurbüros bedeutet das: Sie ergänzt die klassische Haftpflichtversicherung um gezielten Schutz vor Cyberrisiken – also vor Schäden, die die digitale Arbeitsfähigkeit eines Planungsbüros unmittelbar gefährden.

Der Versicherungsschutz umfasst in der Regel Kosten für IT-Forensik, Rechtsberatung und PR-Arbeit nach einem Vorfall. Auch Betriebsunterbrechungen durch Ransomware oder Datenpannen sind mitversichert. Während Privat-Cyberversicherungen Einzelpersonen schützen, sichern gewerbliche Policen komplexe Systeme und projektbezogene IT-Strukturen ab.

Definition:

Eine Cyberversicherung ist eine gewerbliche Versicherung, die finanzielle Verluste und Folgekosten abdeckt, die durch Cyberangriffe, IT-Ausfälle, Datenverlust oder digitale Erpressung entstehen.

Ein Beispiel: Ein Architekturbüro wird Opfer einer Ransomware-Attacke. Alle CAD-Dateien sind verschlüsselt, Deadlines drohen zu platzen. Doch durch den Versicherungsschutz können IT-Spezialist:innen sofort reagieren, Systeme wiederherstellen – und das Büro ist binnen Tagen wieder arbeitsfähig.

Cyberversicherungen sind also kein theoretischer Luxus, sondern ein Rettungsanker für reale Krisen. Sie übernehmen nicht nur technische Kosten, sondern sichern den Fortbestand des gesamten Unternehmens.

 

Warum ist die Cyberversicherung für Architekt:innen und Ingenieur:innen so wichtig?

Architekturbüros verwalten sensible Kundendaten, Projektunterlagen und Baupläne – ein digitaler Schatz für Cyberkriminelle. Gleichzeitig sind sie oft keine IT-Unternehmen, sondern auf externe Systeme angewiesen, die verwundbar bleiben.

Mit der zunehmenden Digitalisierung – von Cloud-Workflows bis zu BIM-Projekten – wächst die Angriffsfläche. Ein kompromittierter Account, eine manipulierte Datei oder ein Datenleck kann Bauprojekte verzögern, Bußgelder nach der Datenschutz-Grundverordnung (DSGVO) auslösen und das Vertrauen von Auftraggebern massiv beschädigen.

Die Gründe für eine Cyberversicherung sind daher klar:

  1. Schutz sensibler Kundendaten und Baupläne
  2. Absicherung gegen IT-Ausfälle und Betriebsunterbrechungen
  3. Haftungsschutz bei Datenschutzverletzungen
  4. Wahrung der Projektintegrität gegenüber Auftraggebern

Ein reales Beispiel verdeutlicht die Dringlichkeit: Nach einem Phishing-Angriff stand ein Ingenieurbüro zwei Wochen still – alle Projekte eingefroren, die Kommunikation lahmgelegt. Erst durch den Versicherungsschutz konnten Forensiker:innen die Systeme rekonstruieren und das Büro erhielt Ersatz für entgangene Umsätze.

Cyberversicherung bedeutet also nicht nur finanzielle Absicherung, sondern auch schnelle Krisenhilfe – und die Möglichkeit, Vertrauen zu retten, bevor es verloren geht. 

Typische Cyberrisiken in Planungsbüros

Phishing, Schadsoftware, Social Engineering – das sind keine Schlagworte aus der IT-Welt, sondern handfeste Risiken für Planungsbüros. Ein Architekturbüro arbeitet heute digital und vernetzt, von CAD bis Cloud. Genau das macht diese Systeme besonders anfällig.

Beispiele für Cyberrisiken:

- Phishing: Täuschende E-Mails, die zum Datendiebstahl verleiten – oft mit Projektbezug.

- Ransomware: Verschlüsselung von Systemen und Daten, verbunden mit Lösegeldforderungen.

- Social Engineering: Täuschung von Mitarbeitenden durch manipulierte Nachrichten.

- CAD/BIM-Angriffe: Manipulation von Projektdaten, die zu Planungsfehlern führen können.

Besonders gefährlich sind Attacken, die sich durch Mitarbeiterfehler einschleichen. Ein unbedachter Klick reicht oft aus, um Angreifern Zugang zu gewähren. Noch problematischer: Cybervorfälle bleiben häufig unentdeckt, bis es zu spät ist.

Das Resultat sind nicht nur technische Schäden, sondern auch Reputationsrisiken. Denn ein Kunde, dessen Baupläne im Netz landen, wird sich beim nächsten Auftrag gut überlegen, wem er vertraut. Prävention ist daher entscheidend – aber ohne Versicherung bleibt das Restrisiko existenziell.

Welche Schäden deckt eine Cyberversicherung ab?

Sie greift genau dort, wo klassische Policen enden – bei digitalen Krisen. Sie deckt Wiederherstellungs-, Haftungs- und Folgekosten nach IT-Angriffen ab und sichert so die wirtschaftliche Handlungsfähigkeit eines Planungsbüros.

Typische Schadensarten und Leistungen sind:

  • Wiederherstellung kompromittierter Systeme
  • Ersatz bei Cyber-Erpressung oder Datenverlust
  • Übernahme von Rechts- und Beratungskosten
  • Kompensation bei IT-bedingter Betriebsunterbrechung
  • PR- und Kommunikationskosten zur Reputationswahrung

Besonders wichtig für Planungsbüros ist die Abdeckung von Schäden an projektbezogenen Systemen – etwa wenn BIM- oder CAD-Daten manipuliert werden und Projekte ins Stocken geraten. Auch Schäden durch fehlerhafte Software-Updates oder externe IT-Dienstleister können über branchenspezifische Policen abgedeckt werden.

Ein praxisnahes Bild: Wenn das CAD-System stillsteht, zahlt die Cyberversicherung nicht nur den Techniker, sondern auch den Stillstand – inklusive entgangener Honorare und externer Wiederherstellungskosten. So bleibt das Büro liquide, selbst wenn der Server in Flammen steht – digital gesprochen.

Wie viel kostet eine Cyberversicherung für Architekt:innen und Ingenieur:innen?

Die Kosten hängen stark von Bürogröße, Umsatz und IT-Struktur ab. Kleine Planungsbüros zahlen im Durchschnitt zwischen 600 € und 1.500 € pro Jahr.

Einflussfaktoren:

  • Bürogröße: Mehr Arbeitsplätze = höheres Risiko
  • IT-Sicherheit: Zertifizierte Maßnahmen (z. B. ISO 27001) senken die Prämie
  • Zusatzdeckungen: Betriebsunterbrechung, PR-Kosten etc. erhöhen sie
  • Jahresumsatz: Maßgeblich für Risikoexposition

Die Prämie richtet sich nach Risikoexposition und vorhandener Sicherheitsstruktur. Büros, die regelmäßig Schulungen durchführen und technische Schutzmaßnahmen implementieren, profitieren häufig von Preisnachlässen.

 

Die Kostenfrage führt direkt zur nächsten: Welche Police passt eigentlich zum eigenen Büro? Denn zwischen Standardtarifen und branchenspezifischen Lösungen gibt es entscheidende Unterschiede.

Vergleich: Standard- vs. branchenspezifische Policen

Nicht jede Cyberversicherung passt zu jedem Unternehmen. Standardpolicen bieten Basisschutz – sinnvoll, aber oft zu allgemein für die Anforderungen eines Planungsbüros. Branchenspezifische Policen hingegen gehen tiefer: Sie sichern gezielt BIM-, CAD- und Projektdaten ab und berücksichtigen die Arbeitsweise nach HOAI und Bauvorlageberechtigung.

Der Unterschied lässt sich auf einen Satz bringen: Standardpolicen reagieren – branchenspezifische Lösungen handeln. Und genau das kann im Ernstfall den Fortbestand eines Projekts sichern.

Praxisbeispiele und reale Schadensfälle

Einige Versicherer berichten regelmäßig über reale Schadensfälle, die zeigen, wie schnell es gehen kann:

  1. Phishing-Angriff auf ein mittelgroßes Architekturbüro (12 Mitarbeitende)
    Eine gefälschte E-Mail mit angeblichem BIM-Update führte zur Infektion des Servers. Ergebnis: drei Wochen Arbeitsausfall, 30 000 € Wiederherstellungskosten – komplett durch die Cyberversicherung ersetzt.
  1. Datenleck durch externen Dienstleister
    Ein Ingenieurbüro nutzte Cloud-Speicher für Projektabstimmungen. Eine Fehlkonfiguration führte zur öffentlichen Zugänglichkeit sensibler Bauunterlagen. Das Büro musste Auftraggeber informieren und PR-Kosten tragen – abgedeckt durch die Police.
  1. Manipulierte CAD-Datei
    In einem Großprojekt wurden Planungsdaten durch Schadsoftware verändert. Der Schaden (Nachbesserungen und Verzögerungen) summierte sich auf über 100 000 €. Auch hier griff der branchenspezifische Tarif mit Abdeckung projektbezogener Daten.

Diese Praxisfälle verdeutlichen: Cyberrisiken sind keine abstrakten Szenarien, sondern reale wirtschaftliche Gefahren – unabhängig von Bürogröße, HOAI-Leistungsphase oder Projektvolumen.

So funktioniert die Schadensmeldung

Im Cyber-Schadensfall zählt jede Minute. Sobald ein Angriff bemerkt wird, muss der Vorfall sofort – idealerweise innerhalb von 24 Stunden – gemeldet werden, damit Notfallteams eingreifen können.

Wichtige Fragen und Antworten:

  • Wie schnell muss gemeldet werden
    In der Regel sofort, spätestens innerhalb von 24 Stunden.
  • Welche Unterlagen sind nötig?
    Systemprotokolle, Zeitablauf, betroffene Geräte.
  • Wer hilft bei der Schadensaufnahme?
    IT-Forensiker:innen oder Krisenteams des Versicherers.

Ein strukturierter Ablauf ist entscheidend. Der Versicherer verlangt meist eine schnelle Dokumentation der betroffenen Systeme und aller Maßnahmen. Büros, die bereits einen Notfallplan mit festen Ansprechpartner:innen und IT-Notfallnummern hinterlegt haben, sind klar im Vorteil.

Schnelles Handeln sichert nicht nur Kosten, sondern oft auch das Projekt selbst. Wer die ersten Stunden richtig nutzt, verhindert, dass ein digitaler Zwischenfall zum wirtschaftlichen Kollaps führt.

Präventionsmaßnahmen zur Risikominimierung

Die beste Cyberversicherung ist immer noch Prävention. Ein gutes Sicherheitskonzept kombiniert technische, organisatorische und menschliche Maßnahmen.

Zentrale Präventionsmaßnahmen:

  1. Regelmäßige Cybersicherheits-Audits
  2. Schulungen zur Phishing-Erkennung
  3. Aktualisierte Software und konsequente Backups
  4. Mehrstufige Authentifizierung
  5. Klare Incident-Response-Pläne

Das Bundesamt für Sicherheit in der Informationstechnik (BSI) empfiehlt regelmäßige Sicherheitschecks, Sensibilisierung der Mitarbeitenden und konsequente Backup-Strategien. Wer diese Standards erfüllt, senkt nicht nur sein Risiko, sondern oft auch seine Versicherungsprämie.

Prävention ist der erste Schritt – Versicherung der zweite. Beide zusammen ergeben ein starkes Fundament, um sich auch im digitalen Raum resilient aufzustellen.

Cyberprävention ist kein IT-Projekt, sondern Unternehmenskultur. Wer Sicherheit als Teil der Büroorganisation versteht, schützt nicht nur Daten, sondern auch Vertrauen – bei Auftraggebern, Partnern und der Architekten- und Ingenieurkammer.

Wir empfehlen, prüfen Sie, ob Sie die technischen Obliegenheiten für eine Cyberversicherung erfüllen - ggf. zusammen mit Ihrem IT-Dienstleister. So können Sie sicher sein, dass sie bereits präventiv arbeiten. Hier geht's zum Download der Cyber-Obliegenheiten-Checkliste.

Fazit: Wie Sie Ihr Büro optimal absichern

Eine Cyberversicherung ist kein Luxusprodukt, sondern ein Pflichtbaustein moderner Büroorganisation. Sie schützt Architekt:innen und Ingenieur:innen vor finanziellen und organisatorischen Folgen digitaler Angriffe – und sichert damit die Grundlage für störungsfreies Arbeiten.

Der beste Schutz entsteht durch Kombination: aus Versicherung, IT-Sicherheit und klaren Prozessen. Wer seine Mitarbeitenden schult, Präventionsmaßnahmen umsetzt und Abläufe dokumentiert, senkt nicht nur das Risiko, sondern auch die Prämien.

Definition:

Cyber-Risikomanagement beschreibt die systematische Erfassung, Bewertung und Steuerung digitaler Risiken durch technische, organisatorische und finanzielle Maßnahmen – inklusive Versicherungsschutz.

Digitale Sicherheit ist heute Teil guter Planung – so selbstverständlich wie Statik, Kostenmanagement oder Datenschutz. Wer sie strategisch integriert, baut nicht nur Gebäude, sondern Vertrauen.

FAQ - Cyberversicherung

 

Wenn ein Cyberangriff, Datenverlust oder IT-Ausfall vorliegt, der nachweislich durch Dritte oder Schadsoftware verursacht wurde und finanzielle Schäden entstehen.

 

Die meisten Policen leisten auch bei fahrlässigem Verhalten, sofern keine grobe Fahrlässigkeit oder Vorsatz vorliegt.

Nein, sie ist nicht gesetzlich vorgeschrieben. Doch viele Auftraggeber – besonders öffentliche – verlangen zunehmend Nachweise über IT-Sicherheitsmaßnahmen oder Versicherungsschutz.

Die Berufshaftpflicht deckt Planungsfehler und Vermögensschäden ab. Die Cyberversicherung hingegen schützt vor digitalen Risiken wie Datenverlust, IT-Ausfall oder Cybererpressung – und ergänzt damit den bestehenden Versicherungsschutz.

Absicherung statt nur Versicherung

Das HVV-Konzept

Vorbeugen

Durch die Schulungen und Seminare sensibilisieren wir Sie und Ihr gesamtes Team zu oftmals nicht bekannten Haftungsrisiken.

Mithilfe der Werkvertragsprüfung stellen wir sicher, dass Sie keine Haftung eingehen für die Sie nicht auch Versicherungsschutz haben.

Betreuen

Als spezialisierter Versicherungmakler managen wir Ihre Versicherungsverträge aktiv. 

Sei es Vermittlung neuer Versicherung (z.B. Cyberversicherung), die Optimierung Ihrer bestehenden Vertäge hinsichtlich Kosten und Leistungen oder die Klärung Ihrer Anliegen ggü. dem Versicherer.

Lösen

Im Falle eines Schadens sind wir Ihr Ansprechpartner und Sprachrrohr zum Versicherer. Durch unser Schadenmanagement und direkte Ansprechpartner beim Versicherer kommen Sie schnellstmöglich an die Ihnen zustehenden Leistungen.