Baukombi-Versicherung – warum sie das Risiko auf der Baustelle neu ordnet
Baukombi-Versicherung
Baustellen sind Orte höchster Präzision – und permanenter Unsicherheit. Ein Berechnungsfehler in der Statik, eine fehlerhafte Ausführung oder ein Sturm, der Material vom Gerüst reißt: In Sekunden geraten Bauzeiten, Budgets und Haftungsfragen ins Wanken. Wer plant, steuert oder baut, weiß: Fehler passieren. Entscheidend ist, wer sie trägt – und ob sie versichert sind.
Genau hier setzt die Baukombi-Versicherung – auch Projektversicherung genannt – an. Sie ersetzt das Nebeneinander von Einzelpolicen wie Bauherrenhaftpflicht, Bauleistungsversicherung, Betriebshaftpflicht und Berufshaftpflicht durch eine einzige Projektpolice. Alle relevanten Risiken werden gebündelt, alle Beteiligten versichert. Statt Zuständigkeitsstreit, Regressen und unterschiedlichen Versicherern gibt es: ein Vertrag, ein Versicherer, ein Schadenmanagement.
Das klingt nach mehr Aufwand, ist aber das Gegenteil: weniger Verwaltung, weniger Deckungslücken zwischen Planung (HOAI), Ausführung (VOB/B) und Bauleitung. Besonders bei Mischschäden – wenn Planungs- und Ausführungsfehler zusammenkommen – zeigt sich die Stärke: Es wird nicht gestritten, sondern reguliert.
Besonders für Architekt:innen und Ingenieur:innen ist die Baukombi ein Schutzschild. Projektbezogene Schäden belasten nicht die eigene Jahres-Berufshaftpflicht. Das sichert Liquidität, Reputation und im Ernstfall auch die Berufszulassung.
Dieser Leitfaden zeigt, wie die Baukombi funktioniert, wer sie braucht, wie die Kosten berechnet werden – und warum sie heute oft über Erfolg oder Scheitern eines Bauprojekts entscheidet.
- Was ist eine Baukombi-Versicherung?
- Warum ist sie für Bauprofis sinnvoll?
- Die Komponenten einer Baukombi-Versicherung
- Für wen ist eine Baukombi sinnvoll oder sogar Pflicht?
- Was kostet eine Baukombi-Versicherung?
- Beispiel: Schadenfall mit und ohne Baukombi
- Unterschied zwischen Einzelpolicen und Baukombi
- Typische Ausschlüsse und Versicherungsgrenzen
- Fazit & Angebotsanfrage – wann sich die Baukombi wirklich lohnt
Eine Baukombi-Versicherung ist keine zusätzliche Police im Versicherungsordner, sondern eine zentrale Projektversicherung, in der alle wesentlichen Bauversicherungen gebündelt werden. Sie schützt Bauherren, Architekt:innen, Ingenieur:innen, Bauunternehmen und Nachunternehmer gemeinsam – und verhindert damit Streit über Zuständigkeiten, Deckungslücken und widersprüchliche Einzelverträge.
Statt wie üblich Bauherrenhaftpflicht, Bauleistungsversicherung, Betriebshaftpflicht des Bauunternehmens und die Berufshaftpflicht der Planer getrennt zu organisieren, werden diese Verträge in einer gemeinsamen Police zusammengeführt. Damit sind Sachschäden am Bauwerk, Planungsfehler, Ausführungsfehler, Personenschäden auf der Baustelle und – je nach Vereinbarung – auch Umweltschäden, Feuer- oder Montagearbeiten abgedeckt.
Der größte Unterschied zu Einzelpolicen: Alle Projektbeteiligten sind in einem gemeinsamen Deckungskreis versichert. Im Schadenfall gibt es keine Abstimmung zwischen verschiedenen Versicherern, sondern eine klare Regulierung durch einen einzigen Ansprechpartner.
Typische Bestandteile einer Baukombi-Police:
|
Baustein |
Funktion |
|
Bauherrenhaftpflicht |
Deckt Schäden Dritter auf der Baustelle |
|
Betriebshaftpflicht |
Versichert Ausführungsfehler des Bauunternehmens |
|
Berufshaftpflicht |
Schützt Planungsbüros bei Planungs-, Berechnungs- und Vermögensschäden |
|
Bauleistungsversicherung |
Sichert das entstehende Bauwerk gegen z. B. Unwetter, Diebstahl, Vandalismus |
|
Optional: Feuer, Umwelt, Montage, Gewährleistung etc. |
Erweiterbar je nach Projekt- und Risikoanforderung |
Besonders relevant ist dabei der gemeinsame Regressverzicht: Die versicherten Parteien nehmen sich im Schadenfall nicht gegenseitig in Haftung. Genau dadurch funktioniert das Prinzip „ein Projekt – eine Versicherung“.
Kurz gesagt: Die Baukombi ist die Antwort auf die Frage, wie man Bauprojekte so absichert, dass im Ernstfall nicht diskutiert, sondern gehandelt wird.
Weil es auf Baustellen selten den einen Schuldigen gibt. Planungsfehler treffen auf Ausführungsfehler, Materialmängel auf extreme Witterung, Subunternehmer auf Nachunternehmer. Genau an diesen Schnittstellen entstehen Streit, Verzögerungen und Kosten – es sei denn, alle arbeiten unter einem gemeinsamen Versicherungsschutz. Hier entfaltet die Baukombi-Versicherung ihre größte Stärke.
Statt dass Bauherr, Architekt:innen, Ingenieur:innen und Bauunternehmen jeweils eigene Policen mit unterschiedlichen Bedingungen und Versicherern nutzen, schafft die Baukombi einen einheitlichen Rahmen: ein Vertrag, ein Versicherer, ein Schadenmanagement. Mischschäden – etwa fehlerhafte Statik kombiniert mit falscher Kranausführung – werden zentral reguliert, ohne Zuständigkeitsstreit und ohne Verzögerungen.
Ein entscheidender Vorteil für Planungsbüros: Schäden belasten nicht die eigene Jahres-Berufshaftpflicht, sondern werden projektbezogen über die Baukombi abgewickelt. Das schützt Liquidität, Bonität, Reputation und im Ernstfall sogar die Berufszulassung.
Auch wirtschaftlich lohnt sich die Baukombi: Mehrere Einzelpolicen entfallen, der Beitrag kann auf alle Projektpartner verteilt werden, und Kosten werden planbarer.
Die wichtigsten Vorteile für Bauprofis im Überblick:
- Lückenloser Versicherungsschutz bei Planungs-, Ausführungs- und Sachschäden
- Keine Zuständigkeitsstreitigkeiten zwischen verschiedenen Versicherern
- Projektbezogene Schadenabwicklung statt Belastung der Jahresversicherung
- Beitrag kann auf alle Projektpartner verteilt werden
- Weniger Administration, mehr Kalkulationssicherheit
- Stärkt Vertrauen zwischen Auftraggeber, Planern und Ausführenden
Die Baukombi ist damit nicht nur Versicherung, sondern ein strategisches Werkzeug: Sie schafft Vertrauen, sichert Zeitpläne und verhindert, dass ein einziger Schaden den Projekterfolg gefährdet.
Die Baukombi-Versicherung besteht nicht aus einer einzelnen Deckung, sondern aus einem modularen System. Einige Bausteine sind essenziell, andere werden je nach Projektart, Bauvolumen oder Risiko ergänzt. Das Ziel: ein lückenloser, projektbezogener Versicherungsschutz für alle Beteiligten.
Pflichtmodule – das Fundament jeder Baukombi
|
Modul |
Funktion |
|
Bauherrenhaftpflicht |
Deckt Personen- und Sachschäden ab, die Dritten auf der Baustelle entstehen, z. B. durch herabfallende Teile. |
|
Betriebshaftpflicht |
Schützt ausführende Firmen bei Ausführungsfehlern, die zu Schäden führen. |
|
Berufshaftpflicht |
Versichert Planungs-, Berechnungs- und Vermögensschäden (z. B. Fehler in der Statik oder Bauüberwachung). |
|
Bauleistungsversicherung |
Deckt Schäden am entstehenden Bauwerk ab – etwa durch Sturm, Starkregen, Diebstahl oder Vandalismus. |
|
Umwelthaftpflicht- / Umweltschadenversicherung |
Bei Erdarbeiten, Grundwassergefährdung, Altlasten oder ökologisch sensiblen Baugebieten. |
Diese Bausteine bilden die Grundstruktur und decken die wesentlichen Schnittstellen zwischen Planung (HOAI), Ausführung (VOB/B) und Bauüberwachung ab.
Optionale Module – je nach Projektrisiko
|
Modul |
Wann sinnvoll? |
|
Feuerrohbauversicherung |
Bei Holzbau, Großprojekten oder wenn Banken sie verlangen. |
|
Erweiterte Planungshaftpflichtversicherung |
Für Baufirmen, Generalübernehmer, -unternehmer und Bauträger |
|
Montageversicherung |
Für technische Gebäudeausrüstung (TGA), Aufzüge, Maschinen, Energietechnik. |
|
Baugewährleistungsversicherung |
Deckt Mängel nach Fertigstellung während der Gewährleistungszeit ab. |
|
Bauunterbrechungsversicherung |
Sinnvoll, wenn Baustillstand hohe Kosten oder Vertragsstrafen auslöst. |
|
Altbaudeckung |
Bei Umbauten, Sanierungen oder Eingriffen in bestehende Gebäudestrukturen. |
Wichtiges Kernprinzip: Regressverzicht
Ein zentrales, oft übersehenes Element ist der gegenseitige Regressverzicht. Er verhindert, dass sich Projektbeteiligte bei einem Schaden gegenseitig in Haftung nehmen. Genau dieses Prinzip macht „ein Projekt – eine Deckung“ überhaupt erst möglich.
Gesetzlich vorgeschrieben ist die Baukombi-Versicherung nicht. In der Praxis wird sie jedoch bei größeren, komplexen oder öffentlich ausgeschriebenen Bauprojekten zunehmend zur Voraussetzung. Häufig wird sie vom Auftraggeber gefordert oder ist Voraussetzung für eine Baufreigabe, Finanzierung oder Teilnahme an Ausschreibungen.
Besonders sinnvoll ist die Baukombi für alle, die koordinieren, planen oder finanzielle Verantwortung tragen. Sie sorgt dafür, dass Haftungsrisiken nicht an einzelnen Beteiligten hängen bleiben und schützt eigene Jahresversicherungen – insbesondere Berufshaftpflichtversicherungen von Architekt:innen und Ingenieur:innen.
Typische Zielgruppen:
- Generalunternehmer und Bauträger – weil sie die Gesamtverantwortung für Kosten, Termine und Bauqualität tragen.
- Architekt:innen und Ingenieur:innen mit Planungs-, Bauleitungs- oder Projektsteuerungsaufgaben – da ihre HOAI-Haftung umfassend ist und private Berufshaftpflichtversicherungen nicht projektbezogen kalkuliert sind.
- Projektentwickler und Investoren – um Liquidität und Projektrenditen vor ungeklärten Schäden zu schützen.
- Öffentliche Auftraggeber / Kommunen – sie verlangen Baukombis zunehmend zur Absicherung von Vergabe- und Haftungsrisiken.
- Arbeitsgemeinschaften (ARGE), Konsortien und Bauherrengemeinschaften – wenn mehrere Beteiligte gemeinsame Verantwortung tragen.
- Ausführende Betriebe bei Großprojekten mit mehreren Gewerken – um Regressrisiken zwischen den Gewerken zu vermeiden.
Auch für kleinere Planungsbüros oder Fachingenieur:innen kann die Baukombi entscheidend sein: Wer in ein großes Projekt eingebunden ist, haftet immer mit – auch ohne Generalunternehmer-Status. Die Baukombi isoliert dieses Projektrisiko vom eigenen Büro und schützt vor existenzbedrohenden Schäden.
Kurz gesagt: Die Baukombi ist kein Luxusprodukt, sondern ein strategisches Risikomanagement – besonders dort, wo Verantwortung geteilt wird, Budgets hoch sind und Fehler teuer oder existenzgefährdend werden können.
Die Frage nach den Kosten lässt sich nicht pauschal beantworten, weil die Baukombi-Versicherung individuell für jedes Projekt kalkuliert wird. Sie folgt keinem festen Tarif, sondern basiert auf Bauvolumen, Projektdauer, Bauart, beteiligten Gewerken und den gewählten Deckungsbausteinen.
Als grober Richtwert gilt: 4,5 ‰ der Bausumme.
Bei einem Bauvolumen von fünf Millionen Euro starten die Kosten bei 22.500 Euro (netto) – verteilt auf die beteiligten Projektpartner. Je nach Zusatzbausteinen kann der Promillesatz bzw. die Kosten steigen.
Ein großer Vorteil: Durch die Baukombi entfallen mehrere Einzelpolicen (z. B. Bauherrenhaftpflicht, zusätzliche Betriebshaftpflicht, separate Architektenversicherung für das Projekt). Die Kosten können vertraglich auf Bauherr, Generalunternehmer und Planer umgelegt werden. Dadurch ist die Baukombi häufig nicht teurer – manchmal sogar günstiger als die Summe aller Einzelversicherungen.
Die wichtigsten Einflussfaktoren:
|
Faktor |
Einfluss auf die Prämie |
|
Bausumme |
Hauptkalkulationsbasis (z. B. 4,5 ‰ des Bauvolumens) |
|
Gewerke & Bauart |
Komplexität, Baumaterialien, technische Anforderungen, Baugrundrisiken |
|
Deckungsumfang |
Pflichtmodule zzgl. gewählter Zusatzbausteine (Feuer, Montage, Gewährleistung usw.) |
|
Risikoprofil |
Schadenshistorie, Erfahrung der Beteiligten, Projektorganisation |
|
Kostenverteilung |
Umlage auf Bauherr, Generalunternehmer, Planer und ggf. Nachunternehmer |
Die entscheidende Frage lautet daher nicht: „Was kostet die Baukombi?“, sondern:
„Was kostet ein ungeklärter Schaden ohne Baukombi?“
In vielen Fällen ist die Baukombi deutlich günstiger als ein einziger ungeklärter oder nicht gedeckter Schaden.
Ein Kran kippt auf der Baustelle um. Teile der Rohbaukonstruktion werden beschädigt, Bewehrung reißt, die Statik ist beeinträchtigt. Die Ursache ist nicht eindeutig: eine unzureichend verdichtete Standfläche (Planungsfehler) kombiniert mit einer fehlerhaften Bedienung des Krans (Ausführungsfehler). Genau solche Mischschäden führen bei klassischen Einzelpolicen schnell zu Streit – bei der Baukombi dagegen zu klarer Regulierung.
Mit Baukombi-Versicherung:
- Ein Versicherer, eine Police, ein Schadenmanagement
- Der Schaden wird vollständig über die Projektversicherung reguliert – unabhängig davon, ob Verursacher Planer, Bauunternehmen oder Subunternehmer sind
- Keine Regressforderungen zwischen den Beteiligten
- Bauablauf kann weitergehen, Liquidität bleibt gesichert
- Die Jahres-Berufshaftpflicht von Architekt:innen und Ingenieur:innen wird nicht belastet
Ohne Baukombi (Einzelpolicen):
- Mehrere Versicherer müssen klären, wer welchen Anteil trägt
- Planer verweist auf Bauunternehmen – Bauunternehmen auf fehlerhafte Planung
- Verzögerte Regulierung, Baustillstand, Vertrauensverlust beim Bauherrn
- Risiko von nicht gedeckten Schäden oder Versicherungsablehnungen
- Belastung der Jahrespolicen einzelner Beteiligter möglich
|
Situation |
Mit Baukombi |
Ohne Baukombi |
|
Regulierung |
Ein Versicherer, klare Prüfung |
Abstimmung zwischen mehreren Versicherern |
|
Mischursache |
Vollständig gedeckt |
Risiko von Deckungslücken |
|
Zeit & Baufortschritt |
Schnell, ohne Baustopp |
Verzögerungen, möglicher Stillstand |
|
Belastung Jahresversicherung |
Keine |
Möglich (z. B. für Planer oder Unternehmen) |
Fazit: Die Baukombi ist kein „Mehr an Versicherung“, sondern ein funktionierender Schutzmechanismus. Sie verhindert Projektstillstand, Liquiditätsrisiken und das gefährlichste Risiko auf der Baustelle: Streit.
Wer ein Bauprojekt ohne Baukombi versichert, arbeitet mit einem Flickenteppich aus Einzelpolicen: Bauherrenhaftpflicht, Bauleistungsversicherung, Berufshaftpflicht des Architekten, Betriebshaftpflicht des Bauunternehmens. Jeder Vertrag hat eigene Bedingungen, Deckungssummen und Versicherer – und im Schadenfall stellt sich die Frage: Wer ist zuständig?
Die Baukombi dreht dieses Prinzip um. Statt vieler getrennter Verträge gibt es eine zentrale Projektpolice, unter der alle Beteiligten – Bauherr, Planer, Unternehmen, Nachunternehmer – mitversichert sind. Es entsteht ein gemeinsamer Deckungskreis und damit Klarheit im Schadenfall.
Einzelpolicen – Nachteile in der Praxis:
- Unterschiedliche Versicherer, Bedingungen und Ausschlüsse
- Risiko von Überschneidungen oder Deckungslücken
- Streit bei Mischursachen (Planungsfehler + Ausführungsfehler)
- Hoher Verwaltungsaufwand für Bauherren und Planungsbüros
- Mehrkosten durch doppelte oder dreifache Policen
Baukombi – Vorteile im Vergleich:
- Ein Vertrag, ein Versicherer, ein Schadenmanagement
- Einheitliche Bedingungen für alle Beteiligten
- Zentrale Regulierung ohne Zuständigkeitsstreit
- Prämie kann projektweit verteilt werden
- Jahres-Berufshaftpflicht von Architekt:innen und Ingenieur:innen bleibt unbelastet
- Weniger Bürokratie, mehr Planungssicherheit
Besonders deutlich wird der Unterschied bei Schadensfällen mit mehreren Ursachen. Während sich bei Einzelpolicen Versicherer oft monatelang über Haftungsanteile streiten, prüft der Baukombi-Versicherer nur eine Frage: „Liegt ein versicherter Schaden vor?“ – und reguliert dann.
Kurz gesagt: Einzelpolicen bedeuten Koordination und Konfliktpotenzial. Die Baukombi bietet ein gemeinsames Sicherheitsnetz und macht ein Bauprojekt versicherungsrechtlich zu einer Einheit.
Auch wenn die Baukombi-Versicherung sehr umfassend ist – sie gilt nicht grenzenlos. Wie jede Versicherung arbeitet sie mit klar definierten Ausschlüssen, Sublimits und Bedingungen. Wer diese kennt, kann Risiken gezielt absichern. Wer sie ignoriert, steht im Ernstfall trotz Police ohne Schutz da.
Was in der Regel nicht versichert ist:
- Vorsatz: absichtlich verursachte Schäden sind ausgeschlossen.
- Grobe Fahrlässigkeit: kann eingeschränkt sein oder muss über Zusatzklauseln (z. B. nach § 81 VVG) gesondert mitversichert werden.
- Nicht gemeldete Altlasten oder Vorschäden: z. B. kontaminierter Boden, bestehende Gebäudeschäden.
- Schäden außerhalb des versicherten Bauprojekts: etwa Nachbargebäude ohne entsprechenden Einschluss.
- Vertragsstrafen oder reine Vermögensschäden ohne Sachschaden: etwa Bauverzögerungen ohne konkreten Schaden am Bauwerk.
Wichtige Begrenzungen und Sublimits:
- Umweltschäden: oft mit eigenen Deckungssummen und Meldefristen begrenzt.
- Feuerrohbauversicherung: muss häufig separat eingeschlossen werden und gilt meist nur für die Bauphase.
- Bauzeitverlängerungen: verlängern die Police nicht automatisch – eine Nachversicherung ist erforderlich.
- Nachhaftung / Gewährleistung: nur abgesichert, wenn eine Baugewährleistungsversicherung eingeschlossen wurde.
- Altbaudeckung: greift nur, wenn Umbauten oder Bestandseingriffe ausdrücklich angegeben wurden.
Warum Ausschlüsse wichtig sind
Bauherren, Projektsteuerer, Architekt:innen und Ingenieur:innen sollten die Versicherungsbedingungen genau prüfen – insbesondere bei:
- anspruchsvollen Baugründen (Altlasten, Grundwasser, Hanglage),
- denkmalgeschützten Gebäuden,
- Projekten mit hohen Vertragsstrafen (z. B. nach VOB/B oder FIDIC),
- öffentlichen Ausschreibungen mit spezifischen Haftungsanforderungen.
Die Kunst liegt nicht darin, „viel Versicherung“ zu kaufen, sondern genau zu wissen, wo die Versicherung endet und wo ergänzende Absicherungen nötig sind.
Die Baukombi-Versicherung ist kein Zusatzbaustein, sondern ein strategisches Instrument. Sie bündelt Haftungsrisiken, verhindert Streitigkeiten und sorgt dafür, dass Schadensfälle nicht zu Projektstopps, Liquiditätsproblemen oder existenziellen Risiken werden. Besonders bei komplexeren Bauprojekten ist sie nicht nur sinnvoll, sondern oft Voraussetzung – für Vertrauen, Zuschlagsfähigkeit und Planungssicherheit.
Weil jedes Bauprojekt einzigartig ist, gibt es keine Standardprämie und kein Schema F. Eine Baukombi wird immer individuell kalkuliert – abhängig von Bausumme, Bauzeit, Bauart, beteiligten Gewerken und gewünschten Zusatzbausteinen. Wer ein Angebot einholen möchte, sollte deshalb nicht nur „Versicherung“ anfragen, sondern konkrete Projektdaten liefern.
Was für eine seriöse Angebotsanfrage benötigt wird:
- Art des Bauprojekts (z. B. Neubau, Sanierung, Wohnbau, Gewerbeprojekt)
- Bauvolumen und geplante Bauzeit
- Beteiligte Planer, Unternehmen und Nachunternehmer
- Gewünschte Deckungsbausteine (z. B. Feuer, Gewährleistung, Umwelt)
- Geplante Kostenumlage zwischen den Projektbeteiligten
- Vorgaben des Auftraggebers (Vergabeunterlagen, VOB/B, HOAI-Vorgaben)
Wichtig ist außerdem frühzeitig zu klären:
- Wird ein gegenseitiger Regressverzicht vereinbart?
- Wie erfolgt die Mitversicherung von Architekt:innen und Ingenieur:innen?
- Soll Nachhaftung oder verlängerte Gewährleistungszeit eingeschlossen werden?
So entsteht keine Standardlösung, sondern ein Deckungskonzept, das das Projekt schützt – und nicht belastet.
Der entscheidende Punkt bleibt:
Eine Baukombi kostet Geld. Aber sie kostet weniger als der Schaden, der nicht bezahlt wird. Und oft ist genau das der Unterschied zwischen Projektfortführung und Projektstillstand.
FAQ - Baukombi
Mitversichert sind alle am Bauprojekt beteiligten Parteien, sofern sie im Vertrag benannt oder über eine Mitversicherungsklausel aufgenommen sind: Bauherr, Generalunternehmer, Architekt:innen, Ingenieur:innen, Fachplaner, Bauunternehmen und Nachunternehmer. Entscheidend ist der gemeinsame Deckungskreis statt einzelner Haftung.
In der Praxis liegen die Kosten meist bei 0,2 bis 0,5 Prozent der Bausumme. Abhängig von Projektgröße, Bauart, Gewerken, Schadenshistorie und den gewählten Modulen wie Feuer, Umwelt oder Gewährleistung. Die Prämien können anteilig auf die Projektpartner verteilt werden.
Standardmäßig umfasst sie Bauherrenhaftpflicht, Betriebshaftpflicht, Berufshaftpflicht und Bauleistungsversicherung. Damit sind Personen-, Sach- und Vermögensschäden durch Planung, Ausführung, höhere Gewalt oder Diebstahl abgedeckt. Optional sind Feuer, Umweltschäden, Montage- oder Baugewährleistung versicherbar.
Mit Baukombi ist das eindeutig: Ein Versicherer reguliert den kompletten Schaden. Es wird nicht zwischen Planungs- und Ausführungsverantwortung getrennt. Ohne Baukombi müssen mehrere Versicherer klären, wer haftet – wodurch Zeit verloren geht und Deckungslücken entstehen können.
Einzelpolicen bedeuten mehr Verträge, höhere Verwaltung, unterschiedliche Bedingungen und das Risiko von Deckungslücken. Im Schadenfall prüfen mehrere Versicherer, wer zahlt. Die Baukombi reduziert Verträge auf einen Versicherer, eine Police und sorgt für einheitliche Regulierung.
Das HVV-Konzept
Vorbeugen
Durch die Schulungen und Seminare sensibilisieren wir Sie und Ihr gesamtes Team zu oftmals nicht bekannten Haftungsrisiken.
Mithilfe der Werkvertragsprüfung stellen wir sicher, dass Sie keine Haftung eingehen für die Sie nicht auch Versicherungsschutz haben.
Betreuen
Als spezialisierter Versicherungmakler managen wir Ihre Versicherungsverträge aktiv.
Sei es Vermittlung neuer Versicherung (z.B. Cyberversicherung), die Optimierung Ihrer bestehenden Vertäge hinsichtlich Kosten und Leistungen oder die Klärung Ihrer Anliegen ggü. dem Versicherer.
Lösen
Im Falle eines Schadens sind wir Ihr Ansprechpartner und Sprachrrohr zum Versicherer. Durch unser Schadenmanagement und direkte Ansprechpartner beim Versicherer kommen Sie schnellstmöglich an die Ihnen zustehenden Leistungen.
