Erweiterte Nachhaftung

Definition

Die erweiterte Nachhaftung bezeichnet den verlängerten Versicherungsschutz einer Berufshaftpflichtversicherung für Schadenfälle, die erst nach Vertragsende gemeldet werden, deren Ursache aber noch in der Versicherungszeit liegt.


Erklärung / Hintergrund

In der Berufshaftpflicht gilt in der Regel das Verstoßprinzip: Maßgeblich ist der Zeitpunkt, an dem der Fehler begangen wurde. Endet die Versicherung, besteht trotzdem ein Risiko – da Schäden oft erst Jahre später sichtbar werden.

Die erweiterte Nachhaftung stellt sicher, dass auch nach Ablauf der Police weiterhin Deckung besteht, wenn der Verstoß während der Versicherungszeit passiert ist.

Wichtige Eckpunkte:

  • Ohne erweiterte Nachhaftung würde der Versicherungsschutz fünf Jahre nach Vertragsende enden (§ 117 VVG).
  • Moderne Deckungskonzepte sehen häufig eine unbegrenzte Nachhaftung vor.
  • Wichtig ist der Unterschied zur Rückwärtsversicherung (Deckung für Verstöße vor Vertragsbeginn).
  • Für Architekten und Ingenieure besonders relevant, da Planungsfehler oder Überwachungsversäumnisse oft erst nach Jahren festgestellt werden.

Abgrenzung:

  • Nachhaftung → Standard: meist fünf Jahre nach Vertragsende.
  • Erweiterte Nachhaftung → verlängert oder unbegrenzt, je nach Bedingung.
  • Rückwärtsversicherung → Schutz für Verstöße vor Vertragsbeginn.

Synonyme: verlängerte Nachmeldefrist, unbegrenzte Nachhaftung.


Praxisrelevanz

Gerade im Bauwesen werden Mängel häufig erst Jahre nach Fertigstellung entdeckt. Ohne erweiterte Nachhaftung riskieren Architekten und Ingenieure, dass ihre Versicherung den Schaden nicht mehr übernimmt, wenn die Police bereits beendet ist.

Für Büros, die schließen, aufgeben oder ihren Versicherer wechseln, ist eine erweiterte Nachhaftung daher essenziell. Sie schützt davor, dass alte Fehler in die persönliche Haftung fallen.


Praxisbeispiel

Ein Architekt beendet 2025 seine Berufshaftpflichtversicherung. Zwei Jahre später wird ein Planungsfehler aus dem Jahr 2024 entdeckt, der teure Sanierungsarbeiten nach sich zieht. Ohne erweiterte Nachhaftung wäre der Schaden nicht gedeckt. Mit einer unbegrenzten Nachhaftung reguliert die Versicherung dennoch.


FAQ

Was bedeutet erweiterte Nachhaftung?

Dass Schäden auch nach Vertragsende reguliert werden, sofern der Verstoß während der Versicherungszeit passiert ist.

Wie lange gilt die Nachhaftung ohne Erweiterung?

Standardmäßig fünf Jahre nach Ende des Versicherungsvertrages (§ 117 VVG).

Ist die erweiterte Nachhaftung automatisch enthalten?

In modernen Berufshaftpflichtverträgen ja, in älteren Verträgen oft nicht.

Für wen ist die erweiterte Nachhaftung besonders wichtig?

Für Architekten und Ingenieure beim Ruhestand, bei Kanzleischließung oder bei einem Versicherungswechsel.


Verwandte Begriffe


👉 Planungs- und Überwachungsfehler zeigen sich oft erst Jahre später. Damit solche Ansprüche auch nach Vertragsende abgesichert sind, solltest Du prüfen, ob Deine Police eine erweiterte Nachhaftung enthält. Wenn Du dazu Fragen hast, beraten wir Dich gerne