Kumulrisiko
Definition
Ein Kumulrisiko liegt vor, wenn aus einer einzigen Ursache oder einem einzelnen Ereignis mehrere Schäden gleichzeitig oder nacheinander entstehen und so eine außergewöhnlich hohe Gesamtschadensumme entsteht.
Erklärung / Hintergrund
Das Kumulrisiko ist ein zentrales Thema in der Versicherungswirtschaft und wird durch die Kumulklausel in den Bedingungen begrenzt. Im Bauwesen kann es auftreten, wenn ein systematischer Fehler viele Objekte oder Personen gleichzeitig betrifft.
Typische Ursachen für Kumulrisiken:
- Planungsfehler in standardisierten Projekten oder Typenbauten.
- Softwarefehler (z. B. falsche Statikberechnungen in einer eingesetzten Software).
- Naturereignisse wie Sturm, Hochwasser oder Erdbeben.
- Serienfehler bei Bauprodukten oder technischen Anlagen.
Wichtige Eckpunkte:
- Versicherer sehen Kumulrisiken kritisch, da sie unerwartet hohe Summen betreffen können.
- Schäden aus einem Kumulereignis werden in der Regel als ein Versicherungsfall gewertet.
- Die Versicherungssumme greift dann nur einmal, egal wie viele Einzelgeschädigte betroffen sind.
Abgrenzung:
- Kumulrisiko → potenzielle Gefahr, dass viele Schäden aus einer Ursache entstehen.
- Kumulklausel → konkrete Vertragsregelung, wie solche Schäden behandelt werden.
- Serienschaden → tatsächliches Eintreten mehrerer gleichartiger Schäden aus derselben Ursache.
Synonyme: Kumulgefahr, Schadenhäufungsrisiko.
Praxisrelevanz
Für Architekten und Ingenieure kann ein Kumulrisiko existenzbedrohend sein, wenn viele Schäden aus einem Planungsfehler resultieren.
Versicherungstechnisch:
- Berufshaftpflichtversicherungen begrenzen Kumulrisiken über die Kumulklausel.
- Deshalb ist die Wahl einer hohen Versicherungssumme und – wenn möglich – einer mehrfachen Maximierung pro Jahr entscheidend.
- Bei größeren Projekten oder standardisierten Bauweisen (z. B. Reihenhäuser, Fertigbau) sollte das Kumulrisiko besonders geprüft werden.
Praxisbeispiel
Ein Ingenieurbüro entwickelt eine Standardstatik für mehrere gleichartige Bürogebäude. Ein Berechnungsfehler führt dazu, dass in allen Gebäuden nach kurzer Zeit Risse entstehen. Da alle Schäden auf dieselbe Ursache zurückzuführen sind, handelt es sich um ein Kumulrisiko. Die Versicherung betrachtet dies als einen Versicherungsfall – mit der Folge, dass die Versicherungssumme möglicherweise nicht ausreicht.
FAQ
Was ist ein Kumulrisiko?
Das Risiko, dass aus einer Ursache mehrere Schäden entstehen, die eine hohe Gesamtschadensumme bilden.
Wie wird ein Kumulrisiko in der Versicherung behandelt?
Über die Kumulklausel – mehrere Schäden gelten als ein Versicherungsfall.
Welche Folgen hat das für Architekten und Ingenieure?
Es kann dazu führen, dass die Versicherungssumme nicht ausreicht, wenn viele Bauherren gleichzeitig betroffen sind.
Wie lässt sich das Risiko mindern?
Durch ausreichend hohe Versicherungssummen und Vereinbarungen über Jahresmaxima.
Verwandte Begriffe
- Kumulklausel
- Serienschaden
- Versicherungssumme
- Berufshaftpflichtversicherung
- Gesamtschuldnerische Haftung
👉 Kumulrisiken sind selten, aber im Schadenfall extrem teuer. Gerade bei standardisierten Projekten oder Großaufträgen sollten Architekten und Ingenieure prüfen, ob ihre Versicherungssumme auch im Ernstfall ausreicht. Wenn Du dazu Fragen hast, beraten wir Dich gerne.