Definition
Das Manifestationsprinzip (auch Feststellungsprinzip) bezeichnet eine Versicherungsfalldefinition, bei der der Versicherungsfall in dem Zeitpunkt eintritt, in dem der Schaden erstmals nachprüfbar festgestellt wird – unabhängig davon, wann die Ursache gesetzt wurde.
Erklärung / Hintergrund
Das Manifestationsprinzip kommt vor allem bei Risiken zum Einsatz, bei denen die eigentliche Ursache des Schadens schwer oder gar nicht feststellbar ist. Typisch sind Umweltschäden (z. B. Öl tritt aus einem Tank aus und gelangt erst Jahre später ins Grundwasser) oder Cyberversicherungen.
Dabei gilt als Versicherungsfall die erste nachprüfbare Feststellung des Schadens durch den Geschädigten, einen Dritten oder den Versicherungsnehmer. Entscheidend ist also nicht der Zeitpunkt der Pflichtverletzung (wie beim Verstoßprinzip) oder des schädigenden Ereignisses (wie beim Schadenereignisprinzip), sondern die Manifestation – das Auftreten des Schadens.
Abgrenzung:
- Manifestationsprinzip → Schadenseintritt gilt ab der erstmaligen Feststellung.
- Verstoßprinzip → maßgeblich ist der Zeitpunkt des beruflichen Fehlers (z. B. Planungsfehler).
- Schadenereignisprinzip → maßgeblich ist das auslösende Ereignis.
- Claims-made-Prinzip → maßgeblich ist die Geltendmachung des Anspruchs.
Synonyme: Feststellungsprinzip, Manifestationsmodell.
Praxisrelevanz
Für Architekten und Ingenieure spielt das Manifestationsprinzip vor allem in der Berufshaftpflicht eine Rolle, wenn es um Umweltschäden oder vergleichbare Langzeitschäden geht. Planungsfehler werden dagegen weiterhin nach dem Verstoßprinzip beurteilt.
Wichtig: Versicherungsschutz besteht nur, wenn die erste Feststellung des Schadens während der Laufzeit des Vertrags erfolgt. Deshalb kann es zu Deckungslücken kommen, wenn Schäden erst viele Jahre nach Vertragsende sichtbar werden. Hier hilft eine sorgfältige Vertragsgestaltung, ggf. ergänzt durch Nachmeldefristen oder spezielle Klauseln.
Praxisbeispiel
Aus einem unterirdischen Öltank tritt über Jahre hinweg unbemerkt Öl aus. Erst nach langer Zeit wird eine Verunreinigung im Fluss festgestellt. Der Zeitpunkt des ersten Lecks lässt sich nicht bestimmen, wohl aber der Moment, in dem das Öl im Flusswasser nachweisbar ist. Nach dem Manifestationsprinzip gilt dieser Zeitpunkt als Versicherungsfall.
FAQ
Wann liegt ein Versicherungsfall nach dem Manifestationsprinzip vor?
Wenn der Schaden erstmals nachprüfbar festgestellt wird – unabhängig davon, wann Ursache oder Verstoß gesetzt wurden.
Wo wird das Manifestationsprinzip angewendet?
Vor allem bei Umweltschäden und in Teilen der Cyberversicherung, wo die eigentliche Ursache nicht klar bestimmbar ist.
Was ist der Unterschied zum Verstoßprinzip?
Beim Verstoßprinzip ist der Zeitpunkt der Pflichtverletzung entscheidend, beim Manifestationsprinzip die erstmalige Feststellung des Schadens.
Welche Risiken bestehen für Architekten?
Langzeitschäden, die erst nach Vertragsende sichtbar werden, können unversichert bleiben. Deshalb sind Nachmeldefristen und klare Vertragsbedingungen wichtig.
Verwandte Begriffe
- Verstoßprinzip
- Schadenereignisprinzip
- Claims-made-Prinzip
- Versicherungsfall
- Berufshaftpflichtversicherung
👉 Das Manifestationsprinzip betrifft vor allem Umweltschäden und kann für Architekten und Ingenieure zu Deckungslücken führen, wenn Schäden erst spät erkennbar werden. Wenn Du prüfen möchtest, ob Dein Vertrag hier ausreichend Schutz bietet, beraten wir Dich gerne.