Titulardeckung

Definition

Die Titulardeckung ist eine besondere Deckungsform in der Berufshaftpflichtversicherung, bei der der Versicherer auch für Schadensersatzforderungen aufkommt, die auf einem gerichtlichen Titel (z. B. Urteil, Vollstreckungsbescheid, Vergleich) beruhen – selbst wenn die Rechtslage eigentlich unklar oder zweifelhaft ist.


Erklärung / Hintergrund

Normalerweise prüft der Haftpflichtversicherer zunächst, ob ein Anspruch gegen den Versicherungsnehmer überhaupt besteht. Unbegründete Forderungen werden abgewehrt (sog. passiver Rechtsschutz).

Bei der Titulardeckung verpflichtet sich der Versicherer, auch dann zu leisten, wenn:

  • ein gerichtlicher Titel gegen den Versicherungsnehmer besteht,
  • der Titel rechtskräftig ist, auch wenn er inhaltlich falsch sein könnte,
  • keine weiteren Rechtsmittel mehr möglich oder wirtschaftlich zumutbar sind.

Die Klausel dient der Rechtssicherheit: Der Versicherungsnehmer wird nicht gezwungen, selbst das Risiko zu tragen, wenn ein Gericht zu seinen Ungunsten entscheidet.

Abgrenzung:

  • Titulardeckung: Schutz auch bei fehlerhaften oder zweifelhaften Gerichtsurteilen.
  • Abwehrdeckung: Versicherer wehrt unberechtigte Ansprüche ab.
  • Erfüllungshaftung: Kosten für vertraglich geschuldete Leistungen sind weiterhin nicht gedeckt.

Synonyme: Deckung bei gerichtlichem Titel, Urteilsdeckung.


Praxisrelevanz

Für Architekten und Ingenieure ist die Titulardeckung besonders wichtig, da Gerichtsverfahren im Baurecht komplex sind und Urteile nicht immer die tatsächliche Haftungslage widerspiegeln.
Beispiel: Ein Gericht verurteilt einen Architekten zur Zahlung von Schadensersatz, obwohl die juristische Verantwortung zwischen mehreren Beteiligten eigentlich strittig war. Mit Titulardeckung muss der Versicherer den Schaden dennoch regulieren.


Praxisbeispiel

Ein Ingenieur wird vom Bauherrn auf 200.000 € Schadensersatz verklagt. Obwohl der Anspruch aus Sicht des Versicherers nur teilweise gerechtfertigt ist, verliert der Ingenieur das Verfahren und wird voll verurteilt. Da die Police eine Titulardeckung vorsieht, übernimmt der Versicherer auch den Teil der Forderung, der juristisch zweifelhaft war.


FAQ

Was ist der Vorteil einer Titulardeckung?

Der Versicherungsnehmer ist vor dem Risiko geschützt, nach einem Gerichtsurteil trotz schwacher Rechtslage selbst zahlen zu müssen.

Bedeutet Titulardeckung, dass der Versicherer immer zahlt?

Nein. Es geht nur um titulierte Ansprüche. Vertragserfüllungsansprüche oder Vorsatzschäden bleiben ausgeschlossen.

Ist die Titulardeckung Standard in jeder Berufshaftpflicht?

Nein. Sie muss explizit in den Bedingungen enthalten sein oder als Zusatz vereinbart werden.

Greift Titulardeckung auch bei Vergleichen?

Ja, sofern es sich um einen gerichtlich protokollierten Vergleich handelt.


Verwandte Begriffe


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