Definition
Die Allgemeinen Haftpflichtbedingungen (AHB) sind die grundlegenden Versicherungsbedingungen für Haftpflichtversicherungen. Sie bilden den allgemeinen Rahmen des Versicherungsschutzes und gelten für alle Haftpflichtprodukte, etwa Privat-, Betriebs- oder Berufshaftpflicht.
Erklärung / Hintergrund
Die AHB sind kein eigenständiges Versicherungsprodukt, sondern das Basisregelwerk für Haftpflichtversicherungen. Erst durch ihre Kombination mit den Besonderen Bedingungen und Risikobeschreibungen (BBR) sowie den individuellen Vereinbarungen im Versicherungsschein entsteht ein konkreter Haftpflichtvertrag – zum Beispiel eine Berufshaftpflicht für Architekten und Ingenieure.
Die AHB regeln u. a.:
- den Grundumfang des Versicherungsschutzes,
- die Pflichten des Versicherungsnehmers (Obliegenheiten),
- den Ausschluss bestimmter Risiken (z. B. Vorsatz, Krieg, Kernenergie),
- die Leistungsgrenzen des Versicherers.
Für Architekten und Ingenieure bedeutet das: Der eigentliche Schutz gegen Planungsfehler, Bauüberwachungsfehler oder Vermögensschäden ergibt sich nicht aus den AHB selbst, sondern aus den zusätzlichen BBR. Die AHB liefern aber das allgemeine Fundament.
Im Unterschied zu modernen „durchgeschriebenen Wordings“ (wie bei vielen All-Risk-Deckungen) sind die AHB oft komplex, weil sich der Deckungsumfang aus mehreren Bedingungswerken zusammensetzt. Das kann in der Praxis zu Verständnisproblemen führen.
Praxisrelevanz
Für Architekten und Ingenieure sind die AHB deshalb wichtig, weil sie die allgemeinen Spielregeln im Hintergrund bestimmen. Auch wenn die konkrete Berufshaftpflicht über BBR maßgeschneidert wird, greifen im Streitfall immer auch die AHB.
Beispiel: Ein Ausschluss in den AHB (z. B. vorsätzliche Handlungen) gilt auch dann, wenn er nicht noch einmal in den Besonderen Bedingungen aufgeführt ist. Wer seine Haftpflichtbedingungen prüft, muss daher beide Teile im Blick behalten.
Praxisbeispiel
Ein Ingenieur wird wegen eines Planungsfehlers verklagt. Seine Berufshaftpflichtversicherung greift. Während die BBR die Deckung für Vermögensschäden konkretisieren, regeln die AHB, dass der Versicherer nicht für Schäden aufkommt, die der Ingenieur vorsätzlich verursacht hätte. Ohne die AHB wäre dieser allgemeine Haftungsausschluss nicht verbindlich geregelt.
FAQ
Was regeln die AHB?
Die AHB legen die allgemeinen Bedingungen für alle Haftpflichtversicherungen fest, darunter Grundsätze des Versicherungsschutzes, Ausschlüsse, Pflichten des Versicherungsnehmers und die Abwicklung von Schadensfällen.
Sind die AHB allein eine Versicherung?
Nein. Erst zusammen mit BBR und dem Versicherungsschein entsteht ein vollständiger Versicherungsvertrag.
Warum sind die AHB oft schwer verständlich?
Weil sie allgemeine, abstrakte Bedingungen enthalten und erst durch die Kombination mit BBR und individuellen Klauseln den tatsächlichen Deckungsumfang ergeben.
Was unterscheidet AHB von All-Risk-Deckungen?
AHB-basierte Verträge kombinieren mehrere Bedingungswerke und arbeiten mit Katalogdeckungen. All-Risk-Deckungen hingegen sind „durchgeschriebene Wordings“ mit dem Prinzip: „Alles ist versichert, was nicht ausgeschlossen ist“.
Verwandte Begriffe
- [BBR (Besondere Bedingungen und Risikobeschreibungen)]
- [All-Risk-Deckung]
- [Berufshaftpflichtversicherung]
- [Obliegenheiten]
- [Deckung]
👉 Wenn Du wissen möchtest, ob Deine aktuelle Police auf AHB basiert oder bereits auf einer modernen All-Risk-Deckung, prüfen wir das gerne für Dich und zeigen Dir die Unterschiede auf.